Zur Gänze wollen ohne Verbissenheit
Der Ursprung von Leid ist Verbissenheit1.
- The Buddha
Der Talmud sagt uns, dass in der Welt, die kommen wird, jeder berufen sein wird die Wünsche, die sie in dieser Welt hätten erfüllen können, sich aber entschieden dies nicht zu tun, zu erfassen und mit ihnen abzuschließen. Die Dinge die, wir uns wünschen - die Wünsche an sich - sind heilig. Wer hat sie in unsere Herzen gepflanzt, wenn nicht Gott? Aber wir wurden gelehrt uns für das zu schämen, was wir wollen; unsere Wünsche werden entsetzlich verzerrt und sorgen dafür, dass wir schrecklich verletzende Dinge tun.
- Alan Lew, This is Real and You are Completely Unprepared
Eines der Schlüsselhindernisse dazu, Bewusstsein über unsere Bedürfnisse zu erlangen und sie willkommen zu heißen, ist die Angst von unseren Bedürfnissen verschlungen zu werden. Insbesondere in einer vielzahl spiritueller Traditionen ist die Idee der Nicht-Verbissenheit1 so prominent geworden, dass die Idee, unsere Bedürfnisse zu kultivieren als einen Pfad zur Freiheit zu betrachten, bestenfalls merkwürdig erscheint.
Aber was braucht es, um Verbissenheit loszulassen? Was genau bedeutet das und was können wir tun, um dorthin zu gelangen? Ist das Wollen loszulassen der einzige Weg um Verbissenheit loszulassen, oder ist es möglich zu wollen, was wir wollen, mit voller Leidenschaft, und gleichzeitig aufrichtig entspannt darüber zu sein, ob wir bekommen, was wir wollen?
Die Hauptherausforderung tritt auf, wenn wir Spannung zwischen dem, was wir wollen und dem, was ist oder möglich erscheint, erleben. Dann reagieren wir oft in einer von zwei Weisen. Äußerlich, mögen wir versuchen das, was ist, mit Kaft dazu zu bewegen mit dem in Einklang zu kommen, was wir wollen; durch reine Zwangsausübung und Drohungen, oder durch die Benutzung subtilerer Formen der Forderung. Innerlich mögen wir versuchen, das, was wir wollen, zu unterdrücken oder es aufzugeben. In beiden Fällen zwigen wir andere oder uns selbst, anstatt in einer dialogischen Beziehung zu sein. Keine dieser Strategien beschäftigt sich offen mit dem Leben, und beide führen zu Leid.
Die Alternative ist, Offenheit gegenüber der Menschlichkeit unserer eigenen Bedürfnisse aufzubauen, unsere Verbissenheit in Bezug auf das Ergebnis loszulassen ohne das, was wir wollen, aufzugeben, und unsere Fähigkeit zu stärken Würde, Verbindung, Offenherzigkeit und Akzeptanz in Situationen, die wir nicht verändern können, aufrecht zu erhalten.
Das erfordert von uns die radikatle Vorstellung, dass Bedürfnisse ein tiefer Ausdruck des Lebens statt ein “Problem”, das ausgemerzt werden muss, sind, durch Erfahrung zu begreifen und uns damit gemütlich einzurichten. Wir können genauso wenig unsere Bedürfnisse abstellen, wie wir es abstellen können lebendig zu sein. Wir können uns nur aussuchen, wie wir unsere Beziehung zu ihnen gestalten. Wenn wir unsere Bedürfnisse “bekämpfen”, dann ist es wahrscheinlicher, dass sie uns unbewusst “steuern” und unsere Entscheidungsfreiheit und Macht verringern. Wenn wir unsere Bedürfnisse uns zu Eigen machen und sie vollständig als Kernausdruck unserer Menschlichkeit und Lebendigkeit willkommen heißen, finden wir mehr Selbst-Verbindung und entwickeln die Freiheit und Stärke uns um unsere eigenen Bedürfnisse so gut wie um die anderer zu kümmern.
Uns Unsere Bedürfnisse zu Eigen Machen
Ein Teil von dem, worum es hier geht, ist der Unterschied zwischen ein Bedürfnis haben, was eine Tatsache des Lebens ist, und sich ein Bedürfnis zu Eigen machen, was eine bewusste Entscheidung ist. Sich ein Bedürfnis zu eigen zu machen, bedeutet ein entspanntes Wohlgefühl und Akzeptanz darüber zu empfinden, dass man es hat. Wenn wir uns ein Bedürfnis zu Eigen machen, unternehmen wir keinen Versuch - so klein er auch sein mag - Distanz zwischen uns und dem Bedürfnis aufzubauen, so zu tun, als hätten wir es nicht, unglimpflich mit uns zu sein, dafür, dass wir es haben, oder uns zu sagen, wir “sollten” es nicht haben. Wenn wir uns ein Bedürfnis zu Eigen machen hegen wir tatsächlich keine negativen Urteile über uns selbst, selbst wenn wir die Handlungen, die wir unternehmen um das Bedürfnis zu erfüllen, nicht mögen.45
Vollständige innere Freiheit zu erreichen ist eine Einladung, unsere Vorstellung von Bedürfnissen neu zu definieren und durch die Schichten von Scham hindurchzulaufen. Scham, darüber Bedürfnisse zuhaben, darüber ein bestimmtes Bedürfnis zu haben, und darüber womöglich zu viel oder zu wenig von diesem Bedürfnis in Bezug daruf, was wir haben “sollten”, zu haben. Nur dann können wir in Frieden mit was auch immer für Bedürfnisse wir in genau der From haben, in der wir sie haben, leben. Denke darüber nach: Wenn du nicht du sein wirst, wer wird es?
Diese neue Verbindung mit uns selbst fürt dann zu beinahe purer Magie: während wir unsere vollständige Menschlichtkeit aufdecken und willkommen heißen, entdecken wir, dass unsere Bedürfnisse auch einen Weg bieten, wie wir uns mit Menschen verbinden können. Weil alle Menschen ohne Ausnahme den selben Satz grundlegender Bedürfnisse haben, haben wir, wann immer wir ein Bedürfnis erleben, die Möglichkeit mit dem Rest der Menschheit vereint zu sein. Die Erfahrung das Bedürfnis an sich zu haben ist uns allen gemein und gleich, selbst wenn wir unterschiedliche Strategien wählen, um sie zu erfüllen.
Auf einer tieferen Schicht, können Bedürfnisse als die grundlegende Einheit des Lebens selbst verstanden werden. Wenn wir uns auf Bedürfnisse, als reine Bewegung des Lebens und auf das Leben zu, einschwingen können, können wir manchmal eine größere Einheit mit dem Leben an sich - eine Verschmelzung mit der Weite von Allem das ist - erfahren. Wenn Wollen Leben ist, dann ist jeder Versuch das Wollen aufzugeben, selbst wenn er durch den Versuch, Nicht-Verbissenheit zu kultivieren, motiviert ist, eine Form der Störung des Lebens.
Sich dem Leben in der Form des Wollens zu öffnen, erzeugt eine tiefe und intime Bindung mit uns selbst. In der Wahrheit, die in uns lebt, geerdet zu sein wird dann zu einer umfassenden inneren Ressource, die entscheidend für unser Streben nach innerer Freiheit ist.
Auf innere Freiheit und vollständige Akzeptanz unserer Menschlichkeit zu zuarbeiten, bewegt uns über die Vorstellung von Bedürfnissen als äquivalent zu begrenztem Selbstinteresse hinaus. und lädt uns ein neu zu definieren und zu erweitern, was wir mit Bedürfnis meinen, um unsere Leidenschaften und Visionen für die Welt mit einzuschließen. Die Talmudischen Rabbis sagten: “Mehr als das Kalb möchte saugen, die Kuh möchte säugen.” Wir kennen alle die tiefe Befriedigung, die wir erfahren, wenn wir geben, ohne irgendetwas als Gegenleistung zu erwarten, wenn wir jene in Not unterstützen und nähren, wenn wir unsere Träume für die Welt willkommen heißen und wenn wir auf einen Zweck hinarbeiten, der größer ist als wir selbst. Fürsorge und Geben sind tiefe, elementare menschliche Bedürfnisse, die unsere getrennte, individualisierte Existenz überwinden, selbst während sie individuelle menschliche Bedürfnisse sind.
Hüte dich jedoch vor der “geheimen Hierarchie” von Bedürfnissen. Wahre Selbst-Akzeptanz heißt die ganze Bandbreite und Vielfalt unserer Bedürfnisse willkommen, die personlichen und solche, die mehr darauf ausgerichtet sind zu anderen beizutragen. Keine sind mehr “okay” als andere. Alle von ihnen sind gleichermaßen menschlich.
Unsere Bedürfnisse Annehmen
Die schwierigste Herausforderung ist es, unsere Herzen für vollständige Selbst-Akzeptanz zu öffnen, wenn wir die Strategien und Verhaltensweisen, die wir verwenden um unsere Bedürfnisse zu erfüllen, nicht mögen. In diesen Momenten wenden wir, in einem unbewussten Versuch uns wieder an unseren Werten auszurichten und für uns selbst wieder annehmbarer zu werden, oft Selbst-Urteile an. Der tragische Fehler ist, wenn wir das Verhalten verurteilen, schlagen wir darin fehl zu erkennen, dass das Verhalten nur der Versuch, ein Weg ein Bedürfnis zu erfüllen ist, nicht “wer wir sind”. Wenn ich mich selbst zum Beispiel als “faul” betrachte, wenn ich bestimmte Aufgaben im Haushalt nicht mache, verliere ich die Sicht für meine eigene Menschlichkeit, die sich in dem Moment als mein Bedürfnis für Bequemlichkeit (in der Form von “Faulheit”) manifestiert.
Anstatt den Raum zum Existieren für das Bedürfnis zu erzeugen, und dann die Entstehung eines neuen Weges, es zu erfüllen, zu erlauben, bekämpfen wir die Strategie. Wir versuchen oft unser Verhalten zu verändern, anstatt seine menschlichen Wurzeln kennen zu lernen und willkommen zu heißen. Und wir tun das unter Benutzung gewohnheitsmäßiger Taktiken wie dem Senden von “sollte” und “muss” Nachrichten und dem halten negativer Selbst-Urteile über uns selbst. Trauriger Weise unterstützen uns diese Taktiken selten darin Veränderungen in unserem Verhalten zu erwirken. Wir glauben unseren eigenen Urteilen zumeist, trennen uns von der Quelle des Lebens in uns, und haben weniger und weniger Zugang zu freier Entscheidung darüber, wie wir handeln und reagieren. Wenn wir uns stattdessen für die Bedürfnisse öffnen, die uns zu den Strategien, die nicht funktionieren, geführt haben, und sie vollständig annhemen, erzeugen wir eine Möglichkeit Strategien zu finden, die diese Bedürfnisse nicht auf Kosten unserer Selbst-Verbindung oder anderer Bedürfnisse erfüllen.
Leiden Umwandeln
Zur Gänze Wollen ohne Verbissenheit verlangt von uns uns in zwei Richtungen zu dehnen: auf das Wollen hinzu und auf Nicht-Verbissenheit hinzu. Verbissenheit loslassen bedeutet schlussendlich zunsere Beziehung zur Erfahrung des Wollens zu verändern. Es gibt eine Art des Wollens, die zusammenziehend und ergreifend ist, in welcher es darum geht zu kommen, um dem Leben etwas wegzunehmen. Und es gibt eine Art des Wollens, die ausdehnend und entspannt ist, in der es darum geht vorwärts zu gehen, um dem Leben zu begegnen. Ein Wandel vom ersten zum letzteren ist, was es möglich macht gelassen im Wollen zu verweilen. Wenn wir das Wollen sein lassen, kkönnen wir uns selbst als lebendiger erfahren, unabhängig vom Ergebnis.
Der erste Schritt zum Leben ohne Verbissenheit, ist eine tief eingeschliffene Gewohnheit, unsere bevorzugte Strategie nicht von unserem Bedürfnis unterscheiden zu können, zu überwinden. Wenn wir es schaffen, eine bestimmte Strategie als das Ergebnis loszulassen, können wir meistens mehr Optionen in Form einer Vielfalt von Strategien sehen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Es wird dadurch wahrscheinlicher, dass wir auch das bekommen, was wir wollen. Und selbst wenn nicht, können wir immer noch das Loslassen der Verbissenheit spüren, bei dem es nicht um Aufgeben oder Zusammenziehen geht. Stattdessen geht es um Ausdehnung und befreiung, weil wir nicht länger dadurch beschränkt sind, nur eine Möglichkeit zu haben.
Der nächste Schritt ist, die Erfahrung des Bedürfnisses komplett auszufüllen ohne die fast unsichtbare aber sehr starke Verbissenheit, dass es überhaupt erfüllt wird. Das mag verwirrend erscheinen. Ist nicht schließlich der Wunsch, ein Bedürfnis erfüllt zu haben, der eigentliche Kern dessen, ein Bedürfnis zu haben? Haben wir nicht gerade gelernt zu wollen? Was nun?
Diese Verwirrung ist das Herz des Paradoxon der Nicht-Verbissenheit. Wollen und Verbissenheit sind nicht das selbe. Nicht-Verbissenheit heißt nicht aufzugeben, das zu wollen, was wir wollen. Es heißt nur die Verbissenheit aufzugeben, dass wir das bekommen, was wir wollen.
Sich darüber bewusst zu werden, welche Bedürfnisse für uns gerade aktuell sind, ist der erste Schritt unsere Verbissenheit, sie erfüllt zubekommen, loszulassen. Der nächste Schritt Verbissenheit loszulassen, ist zu lernen einfach mit dem Bedürfnis präsent zu sein, all unsere Geschichten über dieses Bedürfnis loszulassen. Das ist, wo unsere Bedürfnisse willkommen zu heißen auf seine eigene Art zu einer spirituellen Paxis wird, eine Form der Meditation.
Vom Befürnis als “Mangel” zum Bedürfnis als “Leben”
Wenn Menschen die Praxis sich mit Bedürfnissen zu verbinden beginnen, verbinden sie sich meist mit dem unerfüllten Aspekt des Bedürfnisses als mit dem Bedürfnis an sich. Diese Gewohnheit verstärkt die Tendenz uns von unseren Bedürfnissen zu distanzieren, um die ungewollte Assoziation mit “Bedürftigkeit” zu vermeiden. Stattdessen können wir daran arbeiten, unsere Fähigkeit zu vergrößern, reine Bedürfnisse zu erleben, ohne irgendeine Verbindung dazu, ob sie erfüllt werden können oder nicht, nur als den Wunsch an sich.46
Wenn wir über das Wollen lernen wollen und die Bedeutsamkeit von Bedürfnissen klarer verstehen wollen, können wir uns Babies anschauen. Babies fragen sich nicht, ob es in Ordnung ist zu wollen oder nicht - sie wollen einfach. Und sie sind deshalb nicht fröhlich oder traurig - sie wollen einfach. Es scheint, dass die Energie des Wollens einfach das Leben ist, das sie voran treibt.
Als Erwachsene können wir ein wenig dieser ursprünglichen Verbindung mit unseren Bedürfnissen zurück erlangen, ohne Verbissenheit, indem wir unsere Fähigkeit steigern gelassen zu bleiben während wir wollen. Wieder ist ein Schlüsselteil dieser Praxis wahrhaftig jedes Bedürfnis von irgendeiner Verbindung mit Geschichten, Strategien oder der Angst ob es jemals erfüllt werden wird oder nicht, zu trennen, und einfach nur das Bedürfnis als einen Ausdruck dessen, was es in diesem Moment heißt ein Mensch zu sein, willkommen zu heißen.
Die Fähigkeit einfach nur mit dem Bedürfnis zu sitzen ist ein Schlüsselweg um den Boden der Nicht-Verbissenheit zu berühren. In dieser Nicht-Verbissenheit, können wir die Schönheit dessen wiederentdecken, der Mensch zu sein, der wir sind, und des Lebens das zu sein, was es ist.
Diese Arbeit zu machen bringt uns dem näher uns selbst als Geschenk abzubiten. Je mehr wir üben, desto mehr sind wir präsent und verbunden mit unseren Bedürfnissen - alles zu wollen ohne Verbissenheit und ohne Angst verurteilt zu werden. Dann können wir allem, das uns begegnet entgegen treten. Dann gibt es keine “Anlehnung” mehr, weil wir in der Lage sind innerlich so kraftvoll zu stehen, dass wir die Menschlichkeit anderer sehen können, wir können ihr “ja” hinter ihrem “nein” hören, und wir können uns sowohl mit ihrem als auch mit unserem Bedürfnis verbinden. Solche Freiheit erlaubt uns auch andere Begrenzungen auf dem Weg zu vollständiger Befreiung zu überwinden.
45 Fast jeder sieht intuitiv, weshalb negative Urteile, über uns selbst oder andere, Mitgefühl und Verbindung beeinträchtigen. Genauso wie Belohnungen ähnliche, zum Teil schlimmere Auswirkungen als Bestrafungen haben, sehe ich auch positive Urteile als zur Trennung beitragend an. Das passiert sowohl aufgrund der statischen Natur der Urteile im Vergleich zu bestimmten Beobachungen, als auch aufgrund des Vergleichs mit dem Negativen, den sie implizit enthalten.
46 Diese Notizen sind nicht als ein Ersatz für das Lernen aus Erfahrung gedacht, das für die Praxis und die Integration nötig ist.
Veröffentlicht im Original auf Englisch unter CC BY-NC-ND 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/) in dem Buch “Spinning Threads of Radical Aliveness” von Miki Kashtan (http://thefearlessheart.org/store/spinning/) im Jahr 2014.
Erlaubnis zur Übersetzung von der Autorin erteilt.